Mehr als 50 Jahre Freundschaft zwischen Birmingham und Besse
Und weil das ein Grund zum Feiern ist, hatte der Wayfarers Folkdance Club die Volkstanzgruppe Besse vom 13.-17.07.2017 zum 50. Gruppenjubiläum nach Birmingham eingeladen. Wir waren mit 11 Personen dort und nun wollen wir kurz mitteilen, was wir erlebt haben und welche Eindrücke das vorbereitete Programm bei uns hinterlassen hat.
Donnerstag, 13.07.2017
Nach der Landung des Fliegers in Birmingham gab es am Flughafen ein großes Hallo mit unseren Gastgebern, die sich – genau wie wir – sehr auf dieses Wiedersehen gefreut haben. Mit unseren Gastgebern fuhren wir zunächst nach Hause. Am späten Nachmittag trafen wir uns dann alle zu dem typisch englischen Essen – es gab ein leckeres „Fish & Chip Supper“ im, nach Aussage unserer Freunde, besten „Fish & Chip-Restaurant“ der Umgebung. Anschließend ging es weiter zur „Wootton Wawwen Village Hall“ zum Tanzen, miteinander reden und – essen und trinken. Ein sehr bewährtes deutsch-englisches Orchester spielte zum Tanz auf. Getanzt wurden englische und deutsche Volkstänze, die uns allen sehr viel Spaß gemacht haben.
Natürlich gab es viel zu erzählen, denn wir hatten uns zuletzt in 2014 bei unserem 50-jährigen Jubiläum in Besse gesehen.
Dieter Döring
Freitag, 14.07.2017
Das heutige Programm begann mit dem Besuch des Forge Mill Nadelmuseums in Redditch. In dieser wasserbetriebenen Museumsmühle, die die einzige noch verbliebene ihrer Art weltweit ist, wurde uns nach einem liebevollen Empfang bei Tee und Kuchen sehr anschaulich anhand der ausgestellten und zum Teil auch betriebenen Maschinen die Geschichte der Nadelherstellung zur viktorianischen Zeit erklärt und demonstriert. Kaum zu glauben, dass dieser kleine Ort schließlich 90% des Weltmarktes in der Nadelherstellung beherrschte. Im Museum ist u. A. mit 1,85m die längste Nadel der Welt und mit einer Stärke von 1/3 eines menschlichen Haares auch die dünnste Nadel der Welt, die jeweils in Handarbeit hergestellt wurden, ausgestellt.
Nach einem Picknick und einem kleinen Abstecher zu den in der benachbart gelegenen Wiese verbliebenen Überresten des Klosters blieb uns ausreichend Zeit zum Schnuddeln und für ein individuelles Dinner mit unseren Gastfamilien. In Tracht trafen wir uns am Abend zum Feiern des 50. Geburtstages mit diversen welcome-drinks, Keksen und Geburtstagskuchen. Besonders schön, dass hierzu auch viele ehemalige Wayfarers der Einladung gefolgt waren, so dass sich sogar Gründungsmitglieder aus beiden Gruppen herzlich begrüßen konnten und miteinander getanzt wurde. Interessant waren auch die Einblicke in die ausgelegten Fotoalben. Wie kommt das nur, dass man auf alten Fotos immer jünger aussieht!
Andrea Schirmer
Samstag, 15.07.2017
Am Morgen trafen sich alle im Royal Shakespeare Company Theater auf einen Kaffee.
Anschließend wurde in kleinen Gruppen Stratford upon Avon besichtigt. Es gab das Geburtshaus von William Shakespeare, andere Häuser und Museen, eine Kirche, Parks und vieles mehr zu entdecken. Ab und zu trafen wir ein paar andere Gruppenmitglieder in der Stadt und freuten uns, bekannte Gesichter zu sehen.
Danach fuhren alle nach Baddesley Clinton, einem Anwesen, welches bis zum Verkauf im Jahr 1940 für 500 Jahre in Familienbesitz war, wo die Wayfarers und wir zwei Auftritte hatten. Es gab vorher die Möglichkeit zum Picknick und zwischendurch konnten Garten und Herrenhaus besichtigt werden. Außerdem gab es zwischen den Auftritten Tea und Bisquits für alle.
Im Anschluss fuhren alle kurz zum Umziehen nach Hause und trafen sich im Pub „the Coach and Horses“ wieder. Es gab ein herrliches englisches Dinner und im Anschluss Skittles. Das ist allerdings nichts zum Essen, sondern eine Art Kegeln mit Holzkugeln auf 9 Holzkegel, die aber nicht automatisch, sondern von Mitspielern aufgestellt und zurückgerollt werden mussten. Es hat allen ziemlich viel Spaß gemacht und wir fuhren danach alle zufrieden und müde zu den Gastgebern nach Hause.
Stephi Wagner
Sonntag, 16.07.2017
Um 11.00 Uhr trafen wir uns alle im Avoncroft-Museum. Das ist ein Freilichtmuseum wie bei uns der Hessenpark Neuanspach. Nach einem kurzen Orientierungsrundgang hatte jede Gruppe zweimal einen Auftritt auf der Wiese mitten im Museum. Das Gelände muss man sich parkähnlich vorstellen, mit Sitzgelegenheit für Picknick und Smalltalk, was wir beides ausführlich genossen.
Nach den Auftritten konnten wir noch weiter den Park erkunden. Je nach den verschiedenen Interessen fanden wir interessante Objekte, so z. B. eine Mühle, eine Scheune, in der gedroschen wurde, eine Kirche, ein Stadthaus, in dem das Esszimmer bereits mit einem Teppichboden ausgelegt war, mit Blumen- und Gemüsebeeten um einen Brunnen herum. Ebenfalls beeindruckend war ein Haus, welches den Vorläufer eines Muster-Fertighauses der Marke „Wellblech“ aus den 50ziger Jahren darstellte. In eine andere uns fremde Welt versetzt fühlte man sich beim Anblick eines Schaustellerwagens. Vornehm und komfortabel, zwar auf engstem Raum, jedoch in Lederpolstern und schwer wirkenden Eichenkommoden mit verzierten Spiegeln. Es fehlte der Schausteller selbst mit Zigarre und Glatze. Auf dem Weg zu den verschiedenen Epochen traf man sich immer wieder auf den Wegen, um sich über die großen und kleinen Entdeckungen auszutauschen.
Für 17.00 Uhr waren wir zur Abschiedsparty in den Garten von Alan und Marian eingeladen. Der Garten ist wunderschön angelegt, kleiner Nutzgarten, großzügige Blumenbeete, am Abend beleuchtet mit einem verwunschenen Gartenhaus, die Ausstattung very british. Was aber den schönen Abend ausmachte, war das gemeinsame Hobby unserer Gruppenfreundschaft: Nach dem Grillen tanzten wir nochmal in der Mitte des Gartens ganz nach Lust und Laune verschiedene Tänze, die man sich wünschte vom anderen zu lernen. Tänzer wie Musiker, alle hatten Spaß und genossen die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und sich noch besser kennen zu lernen.
Heike Prüssing und Thomas Rudolph
Montag, 17.07.2017
Schon beim Aufstehen lachte die Sonne durchs Fenster. Das Programm für den heutigen Tag lud zum Relaxen und Bummeln ein. Nach dem britischen Frühstück trafen sich Gäste und Gastgeber in dem kleinen Städtchen Henley in Arden südlich von Birmingham. Zur Stärkung vor dem kleinen Stadtrundgang wurde erst einmal das Eis-Cafe angesteuert. Anschließend versuchte sich Dave als Stadtführer. Geschickt schaffte er es, uns um die „Ersteigung des Hausberges“ – geschätzte Höhe von 50mtr. – zu bringen. In Erinnerung bleiben die beiden alten Kirchen und ein kleiner öffentlicher Garten, den wir dann auch für unser Abschiedsfoto ausgewählt haben.
Weiter ging es zum gemeinsamen Mittagessen im Pub „Fleur de Lys“ nach Lowsonford; idyllisch an einem Wasserkanal gelegen. Anschließend konnte man bei einem kleinen Spaziergang entlang des Kanals – „Stratford upon Avon Canal“ – den Hausbooten beim Schleusen zusehen. Die Zeit schien stillzustehen; ein entschleunigendes Treiben auf dem Kanal.
Diese in Zeiten der industriellen Revolution angelegten ca. 10 Meter. breiten künstlichen Wasserstraßen dienten dem Transport von Kohle, Stahl und anderen schweren Lasten. In und um Birmingham finden wir über 100 Meilen dieser sich kreuzenden Wasserwege. Sie werden heutzutage hauptsächlich für den Urlaub auf dem Wasser genutzt. Ein Hausboot (engl. „narrowboat“) kann angemietet werden – auch ohne entsprechenden Bootsführerschein.
Was für eine Überraschung! Als Andenken überreichte uns Neil ein gerahmtes Bild von der Schleuse, welches er bei unserem Stadtrundgang in Henley aus einer Galerie erstanden hatte. Ein schönes Andenken an die fünf gemeinsamen Tage im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums unserer Gastgeber.
Der Zeitpunkt für die Verabschiedung rückte jetzt immer näher. Hände schütteln und viele Umarmungen mit den Wünschen, sich bald wieder zu besuchen. Anschließend die Fahrt zum Flughafen und ein letztes „Bye Bye“.
Der Flieger startete pünktlich um 16:05 Uhr und brachte uns nach 1 1/2 Stunden Flugzeit wieder zurück nach Frankfurt. Auf der anschließenden Heimfahrt wurden noch einmal die vielen bleibenden Eindrücke angesprochen. Um ca. 23:00 Uhr tauchte dann die beleuchtete Besser Kirche vor uns auf. Das Ende einer schönen Reise.
Dirk Schirmer